Kleiner Tiergarten

Über den Kleinen Tiergarten, der in seiner Nachkriegsgestaltung von Willy Alverdes in diesem Jahr das fünfzigjähriges Jubiläum feiert, wird gerne gelästert: ungepflegt, schmuddelig, verkommen sind die Attribute, mit denen er des öfteren belegt wird. Sicherlich hat der Park viel von seinem ursprünglichen Charme verloren, es gibt kein Geld mehr, um die vielen Brunnenanlagen instand zu halten, geschweige denn zu betreiben, Luftigkeit und Transparenz sind verloren gegangen, weil viele Stellen im Laufe der Jahre mit übermannshohen Sträuchern zugewuchert sind, und viele Blumenbeete, die einst dem Auge des Erholungsuchenden einen angenehmen Anblick boten, sind heute mit immergrünen Bodendeckern bepflanzt. Die Gruppen der sich ständig an Bierflaschen festhaltenden Männer rund um den U-Bahnhof Turmstraße tragen auch nicht unbedingt zur Aufbesserung des Images bei.

Und doch gibt es – neben den Nachtigallen, die hier im Frühjahr ihre Lieder singen – einen kleinen Lichtblick: Die fleißigen Mitarbeiter des Grünflächenamts, die den kleinen Park auch ansonsten in Schuss halten, haben dieses Jahr ein Blumenbeet wiederbelebt.


Mai

Und der Blumenschmuck wechselt sogar, wo im Mai noch Stiefmütterchen blühten, erfreuen im Juni andere bunte Blumen die Menschen, die nun wieder häufiger auf den Bänken rund um diese kleine Oase sitzen.


Juni

Auch sonst soll es wieder aufwärts gehen mit dem Park, derzeit läuft ein Wettbewerb zur Neugestaltung, aus dem im Juli ein Preisträger hervorgehen wird. Es bleibt zu hoffen, dass man sich bei der Umgestaltung des Parks an der Vorgabe von Willy Alverdes orientiert und nicht alles grundsätzlich umzukrempeln versucht.

Nachtrag: Gewinner des Wettbewerbs sind Latz und Partner.

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7 Antworten auf „Kleiner Tiergarten“

  1. Und heute kann man sich über die Pläne austauschen, Führungen und Quiz mitmachen, Wasser, Saft, Kaffee und Kuchen genießen und eigene Ideen einbringen. Hoffentlich regnet es nicht zu oft! Liebhaber des Kleinen Tiergartens bitte vormerken: am Montag, 5.7. werden die anonymisierten 20 Wettbewerbsbeiträge ab 17 Uhr in der Heilandskirche, Thusneldaallee zu sehen sein. Ab 19 Uhr können dann alle ihre Favoriten benennen, weitere Gestaltungsvorschläge aus Sicht der Anwohner einbringen. Die Jury tagt 1 Tag später und bezieht hoffentlich Wünsche und Anregungen mit in ihre Entscheidung ein.

  2. Dem Latz&Partner-Siegerentwurf zufolge mit seinen “überschaubaren, angstfrei nutzbaren Räumen” und der “gelungenen Öffnung zum öffentlichen Straßenraum” scheint’s jetzt aber ganz danach auszusehen, wie unsere Senatsverwaltung für Stadtversiegelung auch anderswo, sobald Gelder aus Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen oder Fördertöpfen winken, unsere Parkanlagen “nutzbar erschließt” und “anbindet”, damit von der Straße in den Park und vom Park aus die Straße gesehen werden und das angstfrei-sichere, sozial kontrollierte Erlebnis gewährleistet werdet kann.

  3. Dem Sarkasmus entnehme ich, dass du den Entwurf von Latz & Partner nicht magst und eher dafür bist, dass der Park in weiten Teilen zugewuchert weiter vor sich hindämmert. Ich finde ich es verfrüht, anhand der beiden bislang zu sehenden Planzeichnungen über den Entwurf zu richten – warten wir lieber die vollständige Präsentation ab.

  4. In meiner Kindheit, in den späten 60er Jahren, haben dort die
    Rentner Schach gespielt und im Sommer gab es Goldfische in einen
    der in den Boden eingelassenen Beton-Becken.
    ( nach Alt-Moabit, Richtung Johanniskirche )
    Die Fische würden heute warscheinlich keinen einzigen Tag mehr überleben,
    schnelle Opfer allgemeiner Zerstörungswut werden. Da ist es schön zu hören,
    dass es noch Menschen gibt, die in die entgegengesetzte Richtung arbeiten.

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